Keine ganzheitliche Grundlage: Der PRAL-Wert für basische Lebensmittel

Wer sich mit der basischen Ernährung beschäftigt, wird vermehrt (und vorallem auf klassischen, der schulmedizinnahen Seiten) den Hinweis lesen, dass die basische Ernährung keine wissenschaftlich belegte oder belegbare Ernährungsweise ist und eine einheitliche Kategorisierung der Lebensmittel in "basisch", "neutral", "guter Säurebildner" und "schlechter Säurebildner" gar nicht möglich sei. Daher ist es begrüßenswert, dass sich seit geraumer Zeit vermehrt Wissenschaftler um dieses Thema bemühen. Der PRAL-Wert stellt einen Ansatz dar, um die basische Ernährung wissenschaftlich zu untermauern.

Was ist der PRAL-Wert?

Der PRAL-Wert steht für "potential renal acid load" (übersetzt  "potentielle Nierensäurebelastung") und wurde durch die Doktoren Remer und Manz 1995 im Journal of the American Dietetic Association vorgestellt. Die beiden Wissenschaftler haben die Auswirkungen von Lebensmitteln auf den Urin-pH-Wert untersucht und daraus Schlüsse gezogen, ob ein Lebensmittel auf den gesamten Organismus basisch oder sauer verstoffwechselt wird. 

Säure Basen-Tabelle nach Remer und Manz
originale PRAL-Tabelle nach Remer und Manz (1995) // Quelle: semanticscholar.org

Warum wird der PRAL-Wert von Basisch Lecker nicht genutzt?

Vermehrt erreichen uns Anfragen, dass wir die PRAL-Wert mit in die Säure-Basen-Tabelle aufnehmen sollen - oder wir erhalten Hinweise, dass ein bestimmtes Lebensmittel nach PRAL anders eingeordnet ist und wir dies bitte korrigieren sollen. Das beste Beispiel hierzu ist "Kaffee". Kaffee hat einen negativen PRAL-Wert von -1,4 und gehört damit - laut Remer und Manz (Initiatoren des PRAL-Werts) zu den basischen Lebensmitteln. Doch dies ist keine ganzheitliche Betrachtungsweise und in der BASISCH LECKER Säure-Basen-Tabelle ist Kaffee bei den schlechten Säurebildern zu finden. Denn die Verstoffwechselung von Kaffee ist komplex: Kaffee enthält viel Kalium, weswegen es zu einem basischen Messwert im Urin kommt, aber das Koffein erhöht die Bildung biogener Amine, bei deren Abbau Säure entsteht. Desweiteren wird vermutet, dass Koffein den Körper stresst, und somit zu einer weiteren Übersäuerung führt (Quelle). Zusätzlich kurbelt Kaffee die Säureproduktion so sehr im Magen an, dass Magenentzündungen oder Zwölffingerdarmgeschwüre späte Folgen eines übermäßigen Kaffeegenusses sein können (Quelle).

 

Ein weiteres Beispiel, wieso der PRAL-Wert nicht für die ganzheitliche basische Ernährung als Grundlage genommen werden sollte, ist die Einordnung von Getreideprodukten: so zahlen Weizenbrot und Weißbrot zu den schwachen Säurebildnern laut PRAL und Haferflocken werden zu den starken Säurebildnern geordnet. Schauen wir uns aber die Nährstoffe an, die diese Lebensmittel liefern, so sind Haferflocken ein absolut wichtiges Lebensmittel und sollten auch in der basischen Ernährung nicht fehlen - wohingegen Weizen in all seinen Facetten durch die stark entzündungsfördernden Inhaltsstoffe weitestgehend gemieden werden sollen.

Auf welche Grundlage bezieht sich BASISCH LECKER?

In der BASISCH LECKER Säure-Basen-Tabelle haben wir eine Bewertung nach ganzheitlichen Kriterien unternommen. An erster Stelle steht die Versorgung des Körpers mit Mineralstoffen - je mehr Mineralstoffe ein Lebensmittel enthält und dem Körper zur Verfügung stellt, umso basischer wird es in unserer Tabelle bewertet. Zusätzlich haben wir jedoch weitere, ganzheitliche Faktoren betrachtet, die die basische Wirkung, z.B. auch nach PRAL, aufheben und das Lebensmittel dann zu einem guten oder gar schlechten Säurebildern werden lässt. Beispiele hierfür sind eben Kaffee, Zucker, Weizenprodukte, aber auch Soja, welches nach PRAL basisch verstoffwechselt wird, aber bei einem übermäßigen Verzehr ebenfalls Entzündungen durch den erhöhte Omega-6-Fettsäuren-Gehalt hervorrufen kann.

 

Aus diesem Grund nehmen wir von Zeit zu Zeit Aktualisierungen bei einzelnen Lebensmitteln vor. So lässt sich in älterer Literatur z.B. noch die Angabe finden, dass gekochte Tomaten zu den schlechten Säurebildnern gehören - bei uns werden sie aber bei den guten Säurebildnern gepflegt. Denn das darin enthaltene Lycopin, welches Herz-Kreis-Lauf-, Knochen-Erkrankungen und Krebs vorbeugen kann, bleibt auch beim Kochen enthalten und kann durch das Kochen in größeren Mengen aufgenommen werden (Quelle).

 

Und bei alle den Tabellen und Werten und Meinungen: bitte vergesst nicht, dass die basische Ernährung euch einen Rahmen für eine ganzheitlich gesunder Ernährung, aber keine strikte Diät vorgibt. Lasst euch also nicht stressen, denn auch Stress übersäuert ;)

 

Bleibt gesund, eure Anne